Mein Name ist Happy, und ich kann euch sagen, trotz meines erst kurzen Hundelebens habe ich schon viel mit meinem Zweibeiner erlebt! Tagebuch schreibe ich zwar nicht, aber wenn wir mal auf Urlaub fahren, ich und mein Herrchen, dann muss ich mir die Dinge schon aufschreiben, denn so tolle Erlebnisse darf man einfach nicht verstauben lassen - und damit das noch weniger passieren kann, möchte ich meine Urlaubsberichte hier mit euch teilen!
Viel Freude beim Durchstöbern,
euer Happy
Das Schaumbad kitzelte Lilli in der Nase, dafür duftete es herrlich und danach kam der surrende Haartrockner, der einem wieder so richtig den Bauch wärmte. Lilli wusste, was sich eine richtige Dame zu gönnen hatte, ihr weiblicher Zweibeiner nahm diese Prozedur ja auch regelmäßig auf sich. Der Salon für edle Hunde lag in der Madison Ave, nicht weit von der Wohnung entfernt. Und während man Lilli badete, sie trimmte und verschiedene Pflegeprodukte ausprobierte, ließ sich die Menschenfrau die Nägel maniküren und besprach ungemein wichtige Dinge mit ihren Artgenossen. Lilli erhielt heute einen Hauch rosé in ihre Locken, das war en vogue wie man ihr versicherte. Lilli legte Wert auf gepflegtes Auftreten, schließlich promenierte sie ja jeden Tag ein Stück durch den Central Park und am Wochenende fuhr man in die Hamptons. Wichtig war der Laufsteg über die kleine Brücke bis zu Baltos Denkmal, dort kam man allemal an Männlichkeiten vorbei, die vor Bewunderung sabberten. Die Gesellschaft in den Hamptons war etwas eingeschränkt: Ein asthmatischer Scottish Terrier, ein tauber Retriever und eine übel riechende Möpsin. Lilli war sich zudem nicht sicher, ob es für eine Pudeldame ziemlich war, sich mit Mopse zu treffen. Als die Damen auf ihren pedikürten zwei- und vier Beinen den Salon verließen, trafen sie sich zum Tee am Highline-Park. Die Damen bewunderten den Blick über den Hudson und ihre Begleiter bemühten sich, möglichst gelangweilt auszusehen. Obwohl: Lilli wäre schon mal gerne ein Runde geflitzt, nur um die Muskulatur zu benützen. Aber Rassehunde flitzen nicht.
Das Wochenende verbrachte man wie üblich in der Landvilla. Lilli wusste, dass es langweilig werden würde, denn sie durfte den eingezäunten Garten nicht verlassen, kein bisschen die schreienden Möwen jagen und keineswegs nach Schätzen suchen. Es lief immer nach einem Plan: Kaum war man angekommen, schlürfte man Cocktails, und verabredete sich zum Golf. Die Herren segelten und die Damen praktizierten Yoga oder etwas noch langweiligeres. Lilli durfte dann keinen mucks von sich geben weil die Damen auf die spirituellen Eingebungen warteten. Abends wurde Party gemacht, einen Anlass gab es immer, ob Geburtstag, dritte Scheidung oder geglücktes Lifting. Die Herren erzählten sich tollkühne Geschichten und die Damen schwärmten von ihren Ernährungsberatern. Mit der Anzahl der geleerten Flaschen wurde es für die Zweibeiner lustiger und lauter. Zum Abschied küssten alle gegenseitig die Luft neben den Wangen und verabredeten sich.
Lilli langweilte es zu sehr. Es bemerkte sowieso keiner wenn sie sich auf eigene Faust mal umsah. Es dauerte auch nicht lange, als sie einen bemerkenswerten Duft aufnahm. Es roch so männlich, so aktiv, einfach umwerfend. Lilli folgte der Spur und wäre fast ohnmächtig geworden. Da, auf der Treppe zum Badehaus stand er, eine Pfote lässig gehoben. Die Nase im Wind. Breite Brust, muskulös. Eine dänische Dogge wie von Michelangelo aus Marmor gehauen. Lilli entwich ein Seufzer. Dieser fleischgewordene Gott setzte sich langsam in Bewegung, umrundete Lilli und knabberte sehr frech an ihrem Ohr. Lillis Knie zitterten. „Na,“ knurrte Adonis. Lilli schluckte. „Lust auf einen Spaziergang?“ Und ob. Der Adonis breitete seine ganze Palette aus: Er raste über den Strand, hüpfte und sprang, wirbelte durch die Luft und legte Lilli einen Seestern zu Füssen. Ach, das hätte nie einer der schmalbrüstigen New Yorker gemacht, sie war ihm augenblicklich mit Haut und Pudellocken verfallen. Vergaß ihre exzellente Erziehung, ihre vornehme Herkunft. Sie jagten gemeinsam den Strand entlang, umkreisten Strandkörbe und ließen sich von den schäumenden Wellen nass spritzen. Es war das abenteuerlichste was Lilli jemals in ihrem Pudeldasein erlebt hatte. Sie war verliebt, ja so musste sich die ganz große Liebe anfühlen.
Lillis
Verschwinden bemerkte niemand, den Longdrinks sei Dank. Lilli lag verträumt in
ihrem Bett und machte sich gegen Mittag auf die Suche nach einer dänischen
Dogge. Doch diese war nicht aufzufinden.
Nach einigen
Wochen gab es ziemliche Aufregung im Loft von Mrs. Ashbury. Ein unangenehmer
Zwischenfall ließ die Mrs. in Ohnmacht sinken, ein Notar wurde gerufen. Der
Rechtsberater der Familie sowieso und die Mrs. ließ es sich nicht nehmen einen
Detektiv anzufordern. Die reinrassige Pudeldame Lilli wurde von sechs
offensichtlich fremdrassigen Hundebabys entbunden. Ein Fehltritt, den man nicht
schönreden konnte. Mrs. Ashbury war sicher, diese Schande nicht zu überleben,
Mr. Ashbury beauftragte den Detektiv den Erzeuger des Unglücks ausfindig zu
machen. Er würde eine Vaterschaftsklage einbringen, tobte er. Was sich
natürlich äußerst schwierig gestaltete, da der dänische Adonis sich in Luft
aufgelöst zu haben schien und Lilli leider zur Ausforschung nichts beitragen
konnte. Es war nur zu bemerken, dass Lilli noch immer glückselig lächelte.
Eine ganze Horde
lärmender Menschen zog durch die Gassen, sie lachten und schrien, hatten große
Hüte am Kopf und schwarze Brillen auf der Nase. Leone verkroch sich zitternd
hinter ein paar Obststeigen und hoffte, dass man ihn nicht entdecken würde.
Laute Menschen machten ihm Angst, genauso wie ein Gewitter oder die riesigen
Reifen eines Lastwagens. Außerdem war er entsetzlich hungrig und ein bisschen
Wasser schlabbern wäre auch gut.
Bis vor einigen Tagen war Leones Welt noch in Ordnung
gewesen. Er wohnte in einem Körbchen bei zwei Menschen die ihn fütterten und in
den Armen hielten. Seine Dame nahm ihn mit zu anderen Menschen, bei denen er
auch gestreichelt und gekrault wurde. Leone erhielt leider auch zu oft zu süße
Dinge die seinem Bäuchlein gar nicht gut taten. Aber irgendwann hörten die
Liebkosungen auf, vielleicht auch deshalb, weil sich seine zwei Menschen
dauernd anschrien. Das tat seinen Ohren weh und er versteckte sich, weil ihm das
Gepolter Angst machte.
Und aus heiterem Himmel packte Frauchen die Koffer und Leone und raste im Auto davon, so schnell, dass ihm ganz übel dabei wurde. Plötzlich hielt der Wagen an, Frauchen brüllte in ein kleines schwarzes Ding, das sie am Ohr hielt und dann packte sie Leone und setzte ihn auf eine Bank. Weg war sie. Leone musste schlucken und weinte ein bisschen, hier kannte er sich nicht aus und auf die Straße traute er sich nicht, die Autos brausten mit Getöse an ihm vorbei. Sie wird wieder kommen tröstete er sich. Und er wartete und wartete. Alles was er bei sich hatte war ein kleines schwarzes Halsband mit seinem Namen darauf: Leone. Schließlich machte er sich auf die Suche nach etwas, das nach seinem Frauchen roch. Aber so lange er auch wanderte, er konnte nichts finden was ihn an sie erinnerte. So gelangte er in die Siedlung wo viele Menschen waren, aber so schmutzig und zerzaust wie er aussah, mochte ihn wohl keiner leiden. Mal rief ein Mann, jemand möge doch die Hundefänger holen, so eine hässliche Flohratte gehöre entsorgt. Das hörte sich gar nicht gut an und Leone begann sich zu verstecken.
„Ooch guck mal Kai-Uwe“, eine Menschenfrau schien ihn entdeckt zu haben, „Der Lütte bibbert ja vor Angst.“ Hannelore gehörte zu den tüchtigen Frauen die keinen Wiederstand duldeten. Sie räumte erst mal die Kisten und Kartons zur Seite und griff beherzt zu. Leone war zu schwach um sich zu wehren. „Ach du Süßer, haste dich verlaufen“. Hannelore wusste sogleich, was zu tun war. Sie rollte Leone in ihren bunten Schal und nahm ihn unter den Arm. Kai-Uwe brummte, das hätte ihm noch gefehlt, dass er hier in seinem Urlaub einen Hund retten musste. Vermutlich hätte der ansteckende Krankheiten und zumindest die Tollwut. „Ja“, nickte Hannelore, „darum suchen wir jetzt erstmal einen Tierarzt, oder die Polizei“.
Schon marschierte
sie zielstrebig los. Jahrelanges Hausfrauenturnen am Dienstagabend machte sich
konditionsmäßig bezahlt. Die Polizei riet davon ab, sich um das Hundchen zu
kümmern, das bringe nur Scherereien und eine Menge Papierkram. Außerdem die
Kosten, mama mia. Der Tierarzt hingegen freute sich über engagierte Damen aus
Mitteleuropa, die fragten nicht lange nach den Unkosten und waren in der Regel
wild entschlossen etwas zu retten. Kai-Uwe seufzte, weil er den Ausgang der
Rettungsaktion bereits kannte. Den Rest des Urlaubes würde er mit Behörden und
Impfaktion und Hotelsuche verbringen. Denn ein Hotel, das mehrere Sterne sein Eigen
nannte, nahm keine Waisenhunde auf. Für Hannelore war das Pippifax, sie war
jetzt eine Frau mit einer Mission. Für sie stand fest, dass sie das Kerlchen
namens Leone mit nach Castrup-Rauxel nehmen würde, und ganz Sizilien konnte ihr
gestohlen bleiben. Kai-Uwe überschlug schon mal in Gedanken, was dieser Ausflug
so an Extras kostete und Hannelore beauftragte per Telefon ihre Freundin
Ingeliese daheim, sich schon mal um einen Italienischkurs zu bemühen.
Schließlich musste sie mit Leone erstmal in seiner Muttersprache sprechen, als
guten Willen zu Integration sozusagen. Leone bekam von der ganzen Aufregung
rund um seine Person nicht allzu viel mit, nachdem er gebadet war, durfte er
sich mit einer herrlichen Mahlzeit sein ausgehungertes Bäuchlein vollschlagen.
Danach schlief er noch in seinem eigenen Bett, das die große Dame für ihn
gekauft hatte. Ein bisschen Angst hatte er noch vor dem Brummbären mit der
Brille, aber die neue Dame schien ein starkes Schlachtschiff zu sein.
Die Reise in seine neue Heimat verschlief er großteils, denn die Aufregungen hatten Leone stark zugesetzt. Einiges war wirklich neu und machte ihm ein bisschen Angst, aber seine neue Menschenfrau roch gut und ließ ihn keine Sekunde aus den Augen. Und auf seinem neuen, sehr schicken Halsband stand in Glitzerbuchstaben: Don Leone.
Rita und
Sebastian, Kai-Uwe und Hannelore, der Grubecker-Ludwig und sein Linerl hatten
eines gemeinsam: Sie verbrachten ihren Urlaub in einem Hundehotel. Qui-Gong,
esoterisches Chanten und astrologische Quantenheilung kann jeder. Also
eindeutig eine Marktlücke, dieses Hotel für unsere liebsten vier Pfoten.
Die Fellträger
hatten bereits menschliche Züge angenommen – oder war es umgekehrt? – sie
beschnupperten sich bei der Ankunft und steckten ihr Revier ab. Da war dieser
leicht übergewichtige Neufundländer, der sein Ankommen durch Rasselatmung
ankündete, obwohl, man konnte ihn von seinem Frauchen nur durch die Überbekleidung
unterscheiden. Der Grubecker- Ludwig wäre am liebsten zu den Klängen des
Prinzregentenmarsches aufgeschlagen, das war er seinem Freistaat samt
königlich-bayrischem Dackel schuldig. Frau Kniesebein aus dem Rheinland erwies
sich keineswegs mehr als Frohnatur, als sie ihre Malteserhündin in Gestalt
eines irischen Wolfshundes bedroht sah. Sie deponierte an der Rezeption, dass
sie einen Tisch im Restaurant weitab von diesem Monster belegen möchte. Sie
habe ganz eindeutig so etwas wie Mordgelüste in den irischen Augen aufblitzen
sehen. Ja, ja, versicherte ihr die berufsfreundliche Dame, man sei schließlich
um das Wohl aller Gäste bemüht. Hannelore transportierte ihre frisch erworbene
Möpsin im fahrbaren Trolley, sie wollte ihren Liebling erst langsam an so viel
Natur gewöhnen. Wolf von Tannheim saß mit gekreuzten Pfoten auf einer
Gartenbank und beobachtete die Neuankömmlinge. Bisher hatte er noch keine
interessante Witterung aufgenommen. Er war wählerisch, schließlich hatte er
einen langen Stammbaum und seinen Ruf als Casanova zu verteidigen.
Am
Hundespielplatz jaulte ein Malamut zum Gotterbarmen. Einerseits war ihm viel zu
warm und andererseits sehnte er sich nach seinen Geschwistern. Mit diesen
Stadtratten hier konnte er nichts anfangen. Sein Rudelführer redete schon
gefühlte Stunden mit einem anderen Menschen und das liebte er ganz und gar
nicht, also überlegte er kurz, ob er sich die kleine Freiheit nehmen konnte und
einen Sprung über den Gartenzaun wagte. Der Spielplatz hier war etwas für die
Kurzbeiner, die gerne ein Gummibällchen trugen, er musste rennen.
Wolf von Tannheim roch nun doch etwas Interessantes, und langsam glitt er von der Bank. Sein Herr cremte gerade einen üppigen Frauenrücken ein. Also war der erstmal versorgt. Wolf ging gemütlich seiner Nase nach: Aaah, hatte er doch Recht behalten. Da saß sie, die Duftwolke. Ein Afghanenmädchen mit gelangweiltem Blick. Sicher so eine Zicke aus einer Stadtvilla. Wolf umrundete sie und die Afghanin drehte den Kopf. Na gut Kleine, hechelte Wolf, kleine Spielchen. „Chantal“ rief ihre Dame, und das Objekt der Begierde zierte sich erst ein wenig dann ging sie gemessenen Schrittes ihrer Dame nach.
Der erste Tag im
Hundehotel war bekanntlich der schwierigste, die, die ankommen sind noch ganz
unrund, die, die schon länger hier wohnen, wollen keinen Zentimeter rücken,
weder an der Liegetuchfront, noch auf der Hundewiese. „Nehmen Sie doch ihr Vieh
an die Leine“, wird da gerufen, „meiner hat Angst vor großen Hunden.“ „Meiner tut keiner Fliege was zuleide, es
sind immer die Kleinen die aggressiv sind!“ Ludwigs königlich-bayerischer
Jagddackel jagte soeben die Möpsin ein bisschen, und da sie sowieso schon wie
ein genetischer Unfall ausschaute, gehörte sie gerettet. Kai-Uwe fühlte sich
berufen, Mops zu retten. „Sie saugrober Mensch“, herrschte er den Ludwig an,
„wie können Sie das zulassen, dass er meine Clarissa so jagt“. „Jo mei,“ sagte
der Ludwig bedächtig, „er ist halt ein Jagdhund“. Einstweilen hatte sich der
Malamut aus dem Revier davon gemacht, er streifte ein bisschen durch den angrenzenden
Wald und beschloss, so lange zu rennen bis seine Zunge am Boden schleifte.
Wolf von
Tannheim lauerte auf seine Gelegenheit. Diese Chantal. Dieses zauberhafte Wesen
hatte eindeutig zu wenig Spaß im Leben, das sah er der Menschenfrau an. Die gehörte
sicher zu der Sorte die auf einem Salatblatt herumkaute und Vorträge über linksgedrehtes
Joghurt hielt. Das sie dann auch an Chantal verfütterte. Also gut, hier war
eindeutig Handlungsbedarf. Wolf näherte sich wohlerzogen, rieb ein bisschen
seinen Kopf an Chantal. Die zitterte hochgradig nervös. Na, Süße, flüsterte er,
Lust auf einen Spaziergang. Mit geübten Blick hatte er sogleich erfasst, dass Chantal
nicht angeleint war. Eine kleine Aufforderung brauchte sie noch in Form eines
Zwickerchens ins Pöchen. Und ab ging die Post. Wolf voraus, Chantal
hinterdrein. Die verzweifelten Rufe von Frauchen hörten sie bald nicht mehr. Wolf
kannte einen herrlichen kleinen Moorsee, gleich hinter einer Waldlichtung.
Ach,
wie tat es Chantal mal gut, so richtig im Wasser zu planschen, es spritze hoch
über die Ohren und Wolf dachte noch, jetzt kriegt sie ein Gesundheitsbad zum
Nulltarif. Als sie sich ausgetobt hatten, führte er die Angebetete heim, wo die
Menschenfrau sie mit weit aufgerissenen Augen erwartete. Sie gebärdete sich
ziemlich hysterisch und schlug Wolf’s Vater die Hundeleine um die Ohren. Alles
nur wegen ein bisschen Moorbad? Da soll einer die Zweibeiner verstehen.
Tja, Menschen können ja so streitlustig sein, spaßbefreit sowieso. Im Restaurant gifteten sie sich noch gegenseitig an, während sich die Hunde unterm Tisch verschwörerisch zuzwinkerten und freudig auf den nächsten Tag warteten.
Ludwig
war äußerst zufrieden mit seinem Leben. Er war umgeben mit Dingen, die man zu
einem glücklichen Hundeleben brauchte. Eine sehr geräumige Hütte, die er mit
seinen Lieblingsmenschen teilte, ein großer Garten in dem er schon mal ein
bisschen graben durfte, einen launenhaften Freund namens Gustav. Dieser störte
zwar ab und zu seine Ruhe, aber Gustav, dieses Prachtexemplar von einem
schwarzen Perserkater, sorgte auch für Unterhaltung im Leben. Aber in jedem
Paradies gibt es einen Störenfried und Ludwigs Störenfried hieß Emil. Besagter
Emil war äußerlich gesehen sicher eine attraktive Ausführung seiner Gattung,
allerdings besaß er eine leicht boshafte Seele. Emil war ein Rabe, glänzendes
schwarzes Gefieder und je nach Bedarf eine krächzende Stimme die einen
erschaudern ließ. Seinen Hang zu üblen Scherzen bewies er stets, wenn Ludwig
ein wohlverdientes Nickerchen im kühlen Gras machte. Dann ließ sich Emil
lautlos in seiner Nähe nieder und schrie sich die Seele aus dem Leib. Ludwig als
disziplinierter Wachhund schoss in die Höhe um vermeintliche Angreifer
abzuwehren – aber nein, es war eben nur Emil, der sich freute, Ludwig aus dem
Schlaf gerissen zu haben. Und wenn sich Gustav träge durch den Garten schlich,
gefiel es Emil knapp über Katers Kopf zu fliegen und ihn ein bisschen an seinem
Pelz zu zupfen. Ludwig erregten diese Attacken aufs Äußerste, er bellte um
Hilfe, einerseits um Emil zu vertreiben, andererseits um seine Menschen um
Unterstützung zu holen. Aber es endete jedes Mal so, dass die Zweibeiner Ludwig
schimpften er möge doch bitte ruhig sein und Emil saß auf einem Ast und
kicherte in seine Federn.
Ludwig nahm sich vor, den Geflügelten in Zukunft zu ignorieren, er erfreute sich an Gustavs Gesellschaft. Der Kater kuschelte sich nur zu gerne an Ludwigs warmen Bauch, wenn ihm danach war, und wenn er spielen wollte knabberte er an Ludwigs Pfoten herum, weil Ludwig kitzelig war und drollige Sprünge vollführte. Mit dem Fresschen hatten sich die beiden arrangiert, der Kater nahm sich die Stücke die ihm als lecker erschienen und Ludwig schlabberte den Rest in Windeseile, bevor Gustav es sich noch anders überlegte. Aber Emil hoch oben auf seinem Ast hatte immer ein wachsames Auge. Es entging ihm nicht, dass die Menschenfrau immer wieder mal ein Leckerli in Ludwigs Napf füllte und die waren dann augenblicklich seine Beute. Hunde sollte man sowieso nicht überfüttern, sie wurden nur träge und kurzatmig davon.
Es schien ein
besonderer Tag zu sein, viele kleine Menschen rannten im Garten herum,
schwenkten Luftballons, kleckerten sich mit Eis und Schokolade voll. Gustav war
das ganze Getue und Gerenne zu nervig, er verzog sich unter einen Busch. Und
nach wenigen Minuten kam Ludwig gerannt, er hatte ein Stück Knochen mit
duftendem Fleisch daran erbeutet. Ludwig legte sich hin, zwischen seinen Pfoten
der herrliche Knochen. Gustav kam langsam heran, schnupperte und schleckte und
beide betrachteten den großartigen Leckerbissen. Ludwig sabberte schon ein
wenig aus Vorfreude auf das Festmahl und Gustav ließ ihn nicht aus den Augen.
Und so schnell konnte keiner der beiden reagieren: Emil stieß im Sturzflug
herab, schnappte den Knochen und weg war er. Gustav war einer Herzattacke nahe
und Ludwig bellte und sprang in die Luft, so hoch es eben sein Gewicht zuließ.
Aber Emil samt Knochen war entschwunden. Wohin auch immer. Ludwig bellte und
rannte, stieß kleine Mädchen um die heulten und ein kleines Desaster
entwickelte sich. Gläser und Tassen flogen, Ludwig versuchte noch immer zu
retten was nicht mehr zu retten war. Die Zweibeiner verfolgten Ludwig und eine
kreischende Dame meinte gar, Ludwig hätte die Tollwut. Das, was mal ein
Kindergeburtstag im Garten hätte sein sollen, endete in Tränen und zerbrochenem
Geschirr. Ludwig wurde strafweise in den Keller gesperrt.
Gustav schmiedete Mordpläne gegen Emil. Und dieser pickte ziemlich freudig die Fleischreste von dem Knochen. Als er ihn gründlich gesäubert hatte, brachte er den blitzeblanken Knochen zu Ludwigs Hütte, soviel gute Manieren hatte er schließlich. Ludwig weinte im Keller und des nachts noch ein bisschen vor seiner Hütte. Er haderte mit seinem Hundeleben. Gustav leistete ihm Gesellschaft.
Der
Lieblingsmensch war heute ziemlich erbost. Das geschah äußerst selten und Bärli
legte seine Stirn in tausend Falten. Er ließ traurig die Augen und Ohren
hängen, seufzte zum Gotterbarmen. Ja, ja, seine Leidenschaft waren halt mal
diese herrlich duftenden, kleinen, knackigen, hellblonden Brötchen. Er hatte
doch bloß zwei davon geklaut. So eine kleine Gaumenfreude war einem erwachsenen
Chow-Chow doch zu gönnen. Er wollte seiner Menschenfrau auch gleich ein kleines
Küsschen geben, aber dieses Mal schien sie heftig verärgert zu sein. Na gut,
dann wollte er mal eine kleine Runde durch die Nachbarschaft drehen und bei
seiner Rückkehr wäre sicher wieder alles gut. Beim Nachbarn zur linken guckte
Bärli ein bisschen in den Garten. Dort gackerten und kratzten schon zahlreiche
Hühner im Gehege. Sie pickten nach Würmern und benahmen sich, als ob sie eine
dringliche Aufgabe zu erledigen hätten. Als der Hahn Bärli erblickte krähte er
wie wild und schlug mit den Flügeln. Bärli trottete davon, diese umtriebigen
Federnträger interessierten ihn nicht weiter.
Bärli las die Zeitung am Wegesrand, sie sagte ihm nicht viel Neues. Dann schlüpfte er durch die Rhododendronbüsche. Dieser Garten hier hatte gepflegten weichen Rasen. Bärli markierte kurz das Revier und ging lautlos auf die große Glastür zu. Ha, dachte er es sich doch! Hinter der Glasscheibe saß Friedrich, ein altes, verwöhntes Katzentier. Bloß noch ein Reißzahn und behäbig. Friedrich schien gerade etwas eingeschlummert zu sein, denn er bemerkte Bärli nicht. Dieser pflanzte sich in seiner stattlichen Größe auf, bemühte sich wie ein Bär auszuschauen. Und machte einen gehörigen Brummlaut. Friedrich erschrak zu Tode, hahaha, Bärli war sehr stolz, dass ihm die Überraschung gelungen war. Friedrich allerdings raste kreuz und quer durchs Zimmer, rauf auf die Vorhänge, rum um die Kurve und die Stehlampe mitgerissen. Die Menschenfrau stürzte zur Türe herein und Bärli beschloss, sich jetzt lieber vom Acker zu machen. Im Hintergrund hörte er noch ein Gekreische und ein paar unfreundliche Drohungen. Bärli dachte, dass er sich etwas außer Sichtweise bringen wollte und stelzte querfeldein zum Grabnerbauern.
Diesen
Bauernhof kannte Bärli, seine Menschenfrau holte dort Eier und Butter. Dort
wohnte ein etwas aus der Form geratener Bernhardiner, in seinen besseren Tagen
hieß er wohl Wachhund. Allerdings wurde er jetzt an einer langen Leine gehalten.
Darüber wusste Bärli Bescheid und als der Sabberhund schon etliche wuff-wuffs
von sich gab, schätzte Bärli die Distanz richtig ein. Ja, er pflanzte sich auf,
schaute mit treuen Augen und blauer Zunge der Radaumaschine in die Augen, wohl
wissend, dass ihn einige Zentimeter von der Leine trennten. Diese Leine war es
auch, die das Ungetüm bereits röcheln ließ. Es dauerte nicht lange, erschien
der Bauer mit Melkhut und Mistgabel und brachte seinen Lebensretter zur
Vernunft. Nun dürfte bereits das ganze Dorf wach sein schätzte Bärli und
trottete zufrieden davon. Seinen Rundgang beschloss er mit einem Umweg über die
netten kleinen Häuschen. Hier wohnten Menschen mit Kindern und gut riechenden Nahrungsmitteln.
Sie schienen überhaupt tierfreundlich veranlagt zu sein, an den drei Häusern hingen
am Zaun Säckchen mit dem bekannten Brötchenduft. Das sollte mal seine
Menschenfrau sehen. Hier wurde nicht geschimpft, nein hier lud man ihn, Bärli,
persönlich ein sich zu bedienen. Nach dem Inhalt zweier Brotsäcke hatte Bärli
eigentlich genug, das dritte nahm er mit, denn er war gegen jede Form der Verschwendung.
Plötzlich hatte er es auch sehr eilig heimzukommen, ihm tat sein Bauch weh und in solchen Fällen wusste sein Mensch, was zu tun war. Als er sich in die Diele legte hörte er seinen Lieblingsmenschen telefonieren, eine ziemlich aufgeregte Stimme am anderen Ende kreischte irgendetwas von Unverschämtheit. Damit konnte er sich jetzt nicht befassen, ihn zwickte und zwackte es, sein Magen rumorte gewaltig. Wo war sein Lieblingsmensch, er brauchte jetzt dringend Medizin, viel Aufmerksamkeit und Liebe.
Mein Mensch
sagt, dass wir es eilig haben. Am Boden liegt ein Behälter, in den werden dicke
Socken und Pullover reingeworfen. Haube, Handschuhe und ein Buch. Ein
ziemliches Chaos wie ich finde, ich helfe ein bisschen und bringe meinen Ball
und einen kleinen Karton, den man herrlich mit den Zähnen zerreißen kann. Oh
nein, stöhnt der weibliche Mensch, wir sind schon zu spät.
Endlich sitzen wir im Auto und darüber bin ich froh, denn vor dem Haus war es schon empfindlich kalt. Wir fahren wieder in das schöne Hotel, in dem wir schon im Sommer waren, erklärt mir mein Lieblingsmensch. Und damit es nicht langweilig wird während der Fahrt, hat er Hundekekse eingepackt, die er mir von Zeit zu Zeit zusteckt.
Das ist ja eine
Überraschung! Als ich nämlich aus dem Auto springe, ist es überall weiß und
kalt. Schnee nennt sich das und ich rase erstmal los, um mich zu orientieren.
Hurra, an den Bäumen lese ich, dass auch noch andere Kumpels hier wohnen und
das macht mich ziemlich aufgeregt. Wir beziehen wieder ein schönes Zimmer mit
Hundebett, ich liege natürlich bei meinem Lieblingsmenschen im Zimmer.
„Auf geht’s“, sagt dieser dann am Morgen, wir haben viel vor. Schneeschuhwandern durch den tiefen Schnee ist gar nicht so übel, wie ich anfangs dachte, bloß die Zweibeiner bewegen sich so langsam. So muss ich den Weg dreimal rennen, rauf, runter, rauf runter. Dafür habe ich aber danach tief und fest geschlafen.
Mein Bartträger und sein Weibchen wagen sich am nächsten Tag auf die Loipe, das heißt sie gehen ziemlich steif mit Hölzern an den Beinen in einer Spur und ich darf daneben rennen. So eine Loipe ist etwas für kurze und lange Beine, bei Menschen wie bei Hunden.
Ich treffe einen muskulösen Artgenossen, aber er hält sich wohl für was Besseres, er rennt vorbei ohne Begrüßung. Dann sind da noch ein krummbeiniger Dackel, er heißt Seppl und ein keifendes Wollknäuel namens Gigi. Wääääh, sie hat ein rosa Schleifchen am Kopf und einen rosa Hundemantel. Die sollte bloß keiner Katze über den Weg laufen. Ich habe also einige Kilometer gemacht und im Hotel wartet schon Doris auf mich mit einer Schüssel Wasser und wohlriechenden Hundekeksen.
Am nächsten Tag stapft der nette Zweibeiner, der Rudi heißt, mit uns samt Fackeln einen Winterwanderweg entlang bis zu einer Hütte. Dort gibt es ein sehr komisches Getränk für die Zweibeiner. Sie werden sehr laut danach und lachen und kichern, da schlabbere ich doch lieber mein Wasser.
Eine wirklich herrlich duftende Hundedame wohnt im Hotel, man ruft sie Tilda und sie trägt ein Halsband mit Glitzersteinchen. Mit ihr kann man heftig durch die Gegend rasen und sie knurrt kein bisschen, wenn ich mal ein Leckerli von ihr stibitze. Am letzten Tag ist sie auch in unseren Schlitten gehüpft, als wir eine Schlittenfahrt machen, bloß der Herr mit der roten Wolldecke hat ein bisschen gemeckert, weil wir uns zu laut gefreut haben.
Zum Abschluss gab es ein Speckbrot – ich darf bei meinem Lieblingsmenschen naschen – und die Zweibeiner singen, weil eben Advent ist. Die weiblichen Menschen zerdrücken ein paar Tränchen vor lauter Rührung. Jaaa, so ein Kurzurlaub ist nicht übel, und mit meinem Hundeleben bin ich auch zufrieden, besonders dann, wenn es auch meinen Lieblingsmenschen glücklich macht.
Mein Lieblingsmensch und ich haben ein so genanntes "Angebot" gebucht gehabt: Hundstage im Winter
„Wir fahren ein paar Tage in die Berge“, sagten mir meine Zweibeiner.
„Nun gut, solange mein Lieblingsmensch Emil mit mir fährt, ist es wohl in Ordnung.“ Also rein ins Auto und ab in den Urlaub. Kaum am Ziel – dem Almfrieden Hotel & Romantikchalet in Ramsau – angekommen, hüpfte ich aus dem heißen Auto.
Ich habe gestaunt: Grüne Wiesen, frische Luft und eine große Schüssel Wasser erwarteten mich. Ich habe mich auch sofort auf einen Rundgang gemacht, ein bisschen die Hundezeitung gelesen sozusagen.
Mein Lieblingsmensch ist mit mir dann um das große Gebäude gerannt. So ein riesiges Haus nennt man Hotel, und da habe ich auch gleich einen Artgenossen kennengelernt. Frou-Frou hieß die Pudeldame und benahm sich äußerst zickig, wollte kein bisschen mit mir herumrasen. Na ja, weiblichen Vierbeinern fehlt eben oft die Abenteuerlust.
Als ich mein Revier markiert hatte, sind wir in unsere neue Wohnung gegangen. Richtig gut, kann ich dazu nur sagen. Ein eigenes Hundebett mit Kuscheldecke wartete auf mich, Leckerlis vom Feinsten und dazu Dinge, mit denen man spielen und ein wenig darauf herumkauen konnte.
Überhaupt wurde mir nicht langweilig, es standen ja jede Menge Bäume ums Haus, ein richtiger Spielplatz für Hunde – obwohl ich als ausgewachsener Labrador solche Kindereien natürlich nicht mehr brauche. Aber ich schnüffelte schon mal daran und bin mit einem kurzbeinigen Dackel namens Max durchgefegt. Übrigens hat uns die Pudeldame dabei zugesehen und ich wette, sie wäre gerne dabei gewesen!
Abends traf ich Frou-Frou wieder im Speisesaal. Wir durften in einer gemütlichen Ecke sitzen und haben uns gratis Hundekuchen vom Buffet geholt. Sehr lecker! Die Pudeldame roch nach Hundefriseur und einem Schaumbad. Ja, hier wurde anscheinend allerhand geboten.
Am nächsten Morgen machten wir einen Ausflug. „Das wird toll“, sagte mein großer Zweibeiner und ich war mir da nicht so sicher. „Wanderung“ klang irgendwie mühsam und gefährlich. Aber wir hatten einen prima Rudelführer namens Rudi, der uns zu einem erfrischenden Gebirgsbach führte. Da hättet ihr mich und Emil mal sehen sollen! Und es war kein bisschen anstrengend! Das heißt für Max, den Dackel mit seinen kurzen Beinen, wäre es vermutlich eine Expedition gewesen. ;-) Jedenfalls hatte ich richtig gute Laune.
Leider mussten wir nach einigen Tagen wieder nach Hause fahren, „dein Herrchen muss wieder arbeiten“, sagte mir Emil. Aber er sagte auch, dass wir sicher wieder mal in dieses tolle Hotel kommen. Und hoffentlich treffe ich dann wieder meinen Hundefreund Max, denn der war auch richtig begeistert, wie man auf dem Foto sehen kann!
Emil und ich haben ein so genanntes "Angebot" gebucht gehabt: Hundstage im Sommer
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